
«Rediced» – Vom Print-Poop zum D20
So toll wie 3D-Drucken ist, produziert es neben dem eigentlichen Druck auch einiges an Nebenprodukten, oft liebevoll «Print-Poop» genannt. Moderne Drucker erzeugen vor und teilweise auch während des Druckvorgangs Filamentreste, die zum Kalibrieren oder für saubere Farbwechsel genutzt werden. Dabei fährt die Düse zur Seite, presst Material heraus, kühlt es sofort ab und schiebt es über einen Mechanismus weg, sodass es herunterfällt (oder bei den meisten Druckern in einen vorgesehenen Behälter). Um diese Verschwendung zu reduzieren, habe ich eine Lösung gefunden!
Ob Stützstrukturen (Supports), die während des Druckens notwendig sind, Kalibrierungsreste oder Material vom Farbwechsel (mehr zum Thema hier), nach ein paar Prints hat man schnell so einen Haufen Filamentreste:

Von der Idee zum Prototyp
Auf Instagram wurde mir ein Beitrag von joshlab3d vorgeschlagen, in dem gezeigt wurde, wie man solche Reste zu Tastenkappen für mechanische Tastaturen wiederverwenden kann. Er hat dafür eine einfache Form erstellt, die erhitztes Material durch Pressen in eine Taste verwandelt.
Fand ich super, nur habe ich keine mechanische Tastatur. Da kam mir die Idee: Warum nicht Würfel daraus machen, z. B. D20s für D&D? Also habe ich ein paar Tage damit verbracht, nach geeigneten Druckmodellen zu suchen – leider ohne Erfolg.
Nach dieser kleinen Enttäuschung entschied ich mich, trotz meiner begrenzten 3D-Modelling-Skills, selbst eine Form zu gestalten. Nach einigen Stunden entstand der erste Prototyp.
Wie es so schön heisst: Es war noch nicht das Gelbe vom Ei. Die Presskraft war zu gering, und die oberen Kanten waren zu schwach, sie verbogen sich durch die Hitze und den Druck.


Der zweite Prototyp war schon besser. Durch eine Schraubpresse konnte ich diesmal genug Kraft erzeugen, und die dickere Form hielt Hitze und Druck stand. Allerdings wurde überschüssiges Material an den Seiten herausgepresst.
Schliesslich griff ich die Grundidee des ersten Prototyps wieder auf und kombinierte sie mit dem zweiten. Die beiden Formen werden unten eng zusammengepresst, das Material wird von oben eingefüllt und mit einem „Deckel“ verdichtet. Jetzt fehlten nur noch die Zahlen und ein wenig Feinschliff.

Mit einem überzeugenden Prototypen war ich noch motivierter, die Formpresse zu perfektionieren. Also setzte ich mich wieder an den PC und überarbeitete die Form. Es brauchte einige Versuche, bis sie das gewünschte Ergebnis lieferte, aber Schritt für Schritt kam ich dem Ziel näher.

Das finale Produkt
Neben kleinen optischen Verbesserungen fügte ich am Ende Zahlen hinzu und implementierte einen sogenannten „Overflow Groove“. Dieser sorgt bei Kompressionsformen dafür, dass überschüssiges Material sauber und kontrolliert austreten kann (Quelle: Wikipedia). Den Überstand konnte ich einfach wegschneiden, die Zahlen bemalen und schon hatte ich aus 3D-Druck-Restmaterial brauchbare 20-seitige Würfel hergestellt.
Bei selbstgemachten Würfeln stellt sich immer die Frage, ob sie ausgeglichen sind und das Spiel nicht unfair beeinflussen. Dafür habe ich einen Balance-Test gemacht: Drei «Rediced»-Würfel und ein Standard-D20 aus dem Starter-Set wurden je 100 Mal gewürfelt. Im Vergleich erzielten die «Rediced»-Würfel ein relativ ähnliches Ergebnis, hier sind die genauen Resultate:
Somit kann ich sagen: Perfekt sind sie nicht, aber genau das macht ihren Charme aus! Zum Spielen von Dungeons & Dragons oder anderen Tabletops reichen sie völlig aus.
Die D20s gibt’s übrigens als kleiner Aufsatz zu jeder Bestellung (solange Vorrat reicht) und wenn du selbst einen 3D-Drucker hast und auch «Rediced»-Würfel pressen möchtest, habe ich hier eine kleine Anleitung für dich.
Ich hoffe, dieser Beitrag konnte dir einen spannenden Einblick geben und vielleicht ein paar neue Ideen mit auf den Weg geben. In Blog findest du weitere Artikel rund um 3D-Druck, Miniaturen und Projekte, stöbere gern ein wenig und entdecke mehr!
Bis zum nächsten Mal und happy printing!
Mirko